Kurzbericht aus dem Bundestag #2

von Yannic Plumpe

Die zweite Woche beginnt mit einer unerfreulicheren Nachricht für mich und zwar, dass bedingt durch die steigenden Corona Fälle auch das Büro Höferlin teilweise aus dem Homeoffice arbeitet. Das heißt für mich, dass ich nur noch bis zu 3 Tage in der Woche im Büro vor Ort arbeite. Damit umgehe ich zwar größtenteils, den in Berlin heiß geliebten Schienenersatzverkehr (SEV), aber es nimmt natürlich auch ein Stück weit den Charme eines Praktikums im Bundestag. Nichtsdestotrotz habe ich auch diese Woche von nicht minder interessanten Erfahrungen zu berichten.

 

Da ich mich im Moment in ein rechercheintensives Thema einarbeite, durfte ich diese Woche zum ersten Mal den Service von Hotline W in Anspruch nehmen. Dabei handelt es sich um „die zentrale Annahmestelle für die Aufträge der Abgeordneten, Gremien und Fraktionen des Deutschen Bundestages zur Erstellung und Auslieferung von Ausarbeitungen der Wissenschaftlichen Dienste“. Dort gab ich eine Literatur- und Presserecherche in Auftrag. Schon nach kurzer Zeit lieferten mir die Profis des zuständigen wissenschaftlichen Dienstes eine umfassende Arbeit, die ich wiederum als Basis für meine Arbeit nutzen konnte. Besonders als Studierender weiß ich den Luxus eines solchen Services sehr zu schätzen.

 

Als ich die Recherchen durchgearbeitet hatte, war klar, dass ich noch weiterführende Literatur aus der Bibliothek brauchte. Mir war bis dato nicht bewusst, dass der Deutsche Bundestag über eine der weltweit größten Parlamentsbibliotheken verfügt. Vor Ort stellte ich fest, dass man das auch nicht auf den ersten Blick erkennen kann. Ich besuchte den Lesesaal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, der ziemlich ikonisch gestaltet ist (siehe Bild) und an der Wand mit der rundumlaufenden blauen Neoninstallation („Blauer Ring“) des italienischen Künstlers Maurizio Nannucci verziert ist. Der Spruch ist an Hannah Arendt angelehnt und besagt: „Freiheit ist denkbar als Möglichkeit des Handelns unter Gleichen/Gleichheit ist denkbar als Möglichkeit des Handelns für die Freiheit.“. Darüber hinaus findet man einen kleineren Lesesaal im Paul-Löbe-Haus über der Kantine.

 

Auf dem Rückweg vom Lesesaal zum Büro bin ich durch das Reichstagsgebäude gelaufen und mir ist dann noch etwas aufgefallen, mit dem ich so nicht gerechnet hätte. Das Reichstagsgebäude wurde 1990 renoviert und dabei fanden ökologische Faktoren ausdrückliche Berücksichtigung. Es gibt eine Solarstromanlage von mehr als 300 m² auf dem Dach des Reichstagsgebäudes und der Untergrund wird als saisonaler Kälte- und Wärmespeicher (Geothermie) genutzt. Es gibt Blockheizkrafttechnik, Kraft-Wärme-Kopplung und Verwertung nachwachsender Rohstoffe. „Durch diese und einige weitere Faktoren werden die jährlichen CO2-Emissionen des Reichstagsgebäudes von rund 7000 auf 400 bis 1000 Tonnen reduziert.“ Das ganze lässt sich ausführlicher und in beeindruckender Weise noch einmal bei Wikipedia unter dem Punkt „Integriertes Energiekonzept nachlesen.

 

Bevor ich mich bis zur nächsten Woche verabschiede, gebe ich noch eine kleine Empfehlung zum Wochenende: Auf Arte gibt es gerade eine Dokumentation zur Geschichte des Reichstagsgebäudes.